Sonntag, 4. März 2012

Die Rudelbildung Rückschau für den 24. Spieltag Teil 2:

War das vielleicht die Vorentscheidung? Borussia Dortmund gewinnt hochverdient mit 2:1 gegen den FC Mainz, weil Thomas Tuchel sich böse verspekuliert. Schauen wir uns an, was Tuchel falsch machte (und Dortmund somit auch richtig).


Das Konzept der Mainzer:

Wie wir in der Vorschau hervorgehoben hatten können wenige Mannschaften dem BVB momentan gefährlich werden-Mainz hatte das Potential. Das man es nicht abrufen konnte lag zum einen an der Stärke der Dortmunder, aber zum größeren Teil an Tuchels missglücktem Konzept. 


Anstatt dem bewährten 4-3-1-2 aus dem Kaiserslautern-Spiel setze Tuchel auf eine Mischung aus einem 4-1-4-1, 4-3-3 und 4-1-4-1. Wir rätseln immer noch, was genau der Mainzer Trainer sich in der 1. Halbzeit vorgestellt hatte. 

Dies zerstörte von Beginn an einige der Vorteile des 4-3-1-2, die wir aufgeführt hatten: 

"Bei Ballbesitz kann dieses auch zu einem 4-4-2 mit Raute werden, wo man die Außenverteidiger die Flügel rauf und runter rennen lässt, genau wie es ein 4-1-3-2 werden kann (in dem Fall würden die Außenverteidiger mehr als Anspielstation agieren). 

Bei dem gegen die Dortmunder so wichtigen Gegenpressing ist das System ebenfalls flexibel: So kann man aus einem klassischen 4-4-2 pressen, genau wie man es zu einem 4-3-2-1 machen könnte. Die Möglichkeiten sind viele und Tuchel wird sie aufschöpfen." 

Tuchel schöpfte sie nicht aus, er entschied sich für ein anderes System und scheiterte. 

In der ersten Halbzeit ähnelte das Mainzer System einem defensivem 4-3-3 mit Zidan als Stossstürmer sowie Choupo-Moting und Nicolai Müller als Außenstürmern. Dazu hatte man mit Soto, Polanski und Caligiuri drei 6er aufgeboten um Dortmunds Spielfluss zu unterbinden. Dies sollte eigentlich die Mitte zustellen, tat es aber nicht. 

Kagawa konnte in der Mitte schalten und walten wie er wollte. Tuchel änderte das System zur Pause, womit er seinen eigenen Fehler ausmerzte. Dies half den Mainzern, jedoch war es unmöglich die Probleme komplett abzustellen. Jeder, der einmal eine Mannschaft trainiert hat, weiß wie schwierig es ist in einer Halbzeitpause das Konzept radikal zu ändern (gerade wenn man dies intensiv die ganze Woche einstudiert hatte).

Das Mainzer Konzept des schnellen umschalten wurde somit kaum umgesetzt, da man oft schon im Ansatz hängen blieb. Bezeichnenderweise hatte Robert Lewandowski am Ende genauso viele Torschüsse auf seinem Konto wie der FSV. 6 Torschüsse waren für Mainz gleichzeitig ein neuer Minusrekord diese Saison. Tuchel hatte die Courage dies nach dem Spieler selber anzusprechen:


"Ich habe heute den falschen Ansatz und die falsche Grundordnung in der ersten Halbzeit gewählt. Deshalb geht die erste Halbzeit deutlich auf meine Kappe. Die zweite Halbzeit war gut, da haben wir gespielt, was wir können. Da haben wir mit unseren Mitteln die Stirn geboten. Unter dem Strich geht Dortmunds Sieg in Ordnung."


Mainzer Unterlegenheit:

Wir wir vorher ansprachen hätten die Mainzer Startelf einen deutlichen Vorteil in der Luft gehabt-da Tuchel umstellte war dies nicht der Fall. 

Nur einer der sechs Mainzer Torschüsse war ein Kopfball, in der Luft gewann man nur 51% der Duelle. Somit konnte man diesen Vorteil nicht ausspielen. Generell war das Mainzer Zweikampfverhalten nicht gut genug, man gewann nur 51% seiner Zweikämpfe und die Dortmunder konnten den Ball immer wieder früh zurückerobern. Dies bringt uns direkt zu der nächsten Mainzer Schwäche: Das Kombinationsspiel.

Das die Dortmunder die meiste Zeit in Ballbesitz sein würden war zu erwarten, doch Mainz konnte niemals richtig sein Umschaltspiel praktizieren, da man einfach zu ungenau agierte. 28% Fehlpässe auf Mainzer Seite sprechen Bände.

Ein weiterer Aspekt war die Laufbereitschaft. Die Mainzer spulten wesentlich weniger Kilometer ab, als man es von ihnen gewöhnt ist- nur 111 waren es am Ende. Obendrein waren die Dortmunder in allen relevanten Kategorien überlegen, sowohl im Sprint, den intensiven Läufen als auch der zurückgelegten Gesamtdistanz dieser Läufe, sowie der Durchschnittsgeschwindigkeit.  In einem System zwischen zwei ähnlichen Systemen hielt die Dortmunder Batterie wesentlich länger-aus zwei Duracel-Kaninchen wurde das Duell des Kaninchens und des Pandas. Schwer zu erraten wer gewann. 


Dortmunder Superlativen


Wo beginnen, wo aufhören? Der Dortmund Express bricht weiterhin einen Rekord nach dem anderen. Hier eine kurze Übersicht:

1. Zum 13. Mal in Folge gingen die Dortmunder mit 1:0 in Führung, nur der HSV (1980, 15 Mal) und Köln (1979, 14 Mal) schafften dies historisch betrachtet öfter. 

2. Es war es das 18. Spiel in Folge, indem die Dortmunder ungeschlagen blieben. 

2. Es war der 8. Sieg in Folge für die Dortmunder, dies ist ein neuer Vereinsrekord.

4. Alle 7 Rückrundenspiele gewann der BVB-neuer Bundesliga-Rekord.


Der Kagawa-Faktor (mal wieder)

Der Japaner ist zusammen mit Martin Harnik vom VFB Stuttgart der vielleicht beste Spieler der Rückrunde-gestern zeigte er mal wieder weshalb. 

Kagawa war an 9 der 20 Dortmunder Torschüsse beteiligt, das 1:0 leitete er mit ein, den Siegtreffer erzielte er selbst. Shinji ist momentan das I-Tüpfelchen im Spiel der Borussen.

Das Duell des Spiels:

Da Tuchel umstellte hieß das Duell in der ersten Halbzeit Zabravnik gegen Großkreutz. 

Der Mainzer gewann nur 46% seiner Zweikämpfe und kam kaum über die Mittellinie. Wie wir vorher erwähnt hatten verfügt Dortmund mit Großkreutz über einen sehr flexiblen Spieler, der in letzter Zeit vermehrt nach Innen zieht um auf dem Flügel für Platz zu sorgen. Dieser wird von Duracel-Schmelzer dann ausgenutzt. Das selbe war gestern der Fall. Lewandowskis Großchance in der 78. Minute wurde genauso vorbereitet.

Schmelzer verzeichnete drei Torschüsse und legte für 2 Torschüsse auf, was seine schwache Defensivleistung in Vergessenheit geraten ließ. Mit 98 Ballkontakten war er mit Abstand der Spieler mit den meisten Ballkontakten.

Großkreutz war entweder auf dem Flügel oder in der Mitte zu finden. Generell war Kevin äußerst aktiv, aber unauffällig, was wahrlich nichts schlimmes sein muss. Seine Defensivarbeit war nämlich von höchster Bedeutung, da Schmelzer gerade in der 2. Halbzeit gegen Müller ins schwimmen geriet. Gut, dass Freischwimmer Großkreutz den kleinen Marcel dort vom ertrinken bewahrte. Dieses simple, aber probate Mittel führte auch gestern wieder einmal zum Erfolg. Klarer Punktsieg für Großkreutz.

Der Rudelbildung-Spieler des Spiels:

Ilkay Gündogan. Wie wir auch in der Vorschau hervorgehoben hatten sollte man den jungen Mittelfeldspieler nicht unterschätzen. Gestern ließ er Kehl nicht vergessen, dafür bildete er ein starkes Tandem mit Sven Bender.

Gündogan nutze seine Dynamik immer wieder indem er mit schnellem Umschaltspiel das Spiel nach vorne trug. Außerdem schaltete Ilkay sich immer wieder in die offensive ein. 3 Torschüsse legte er auf und seine Sicherheit am Ball, 90% erfolgreiche Pässe, gepaart mit Benders Zweikampfstärke, waren einer der Hauptgründe für den Dortmunder Sieg. 

Jürgen Klopp wird es freuen, bietet Gündogan doch eine weitere taktische Alternative im defensiven Mittelfeld.

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